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15.08 / Schulanlage Freilager, Zürich

Der lange Pausenplatz ist auch Aufenthaltsraum und neue Verbindung für die Bewohnerinnen und Bewohner der umliegenden Wohnsiedlungen. Auf diesen Anger richten sich drei Holzhäuser aus und nehmen in ihrer jeweils nutzungsspezifischen Struktur Schulzimmer, Schwimmhalle und Turnhalle auf.

Studienauftrag, Januar 2016

Planungsteam
Auftraggeber – Stadt Zürich, Amt für Hochbauten
Architektur – op-arch | Marlen Lanz, Maxime Zaugg
Tragwerk – Büro Thomas Boyle + Partner AG
Landschaftsarchitektur – Nipkow Landschaftsarchitektur BSLA SIA
HLKKS – Amstein+Walthert AG
Visualisierung – Yoshi Nagamine
Projektbeschrieb

Kammermusik

«Kammermusik» meint Musik in kleiner Besetzung. Das Attribut «Kammer» ist bezeichnend für ein kleines Ensemble, das ursprünglich für die fürstliche Kammer, für den bürgerlichen Salon oder den familiären Zirkel geschaffen wurde. Das Wesentliche im Ensemblespiel ist der Geist des Miteinander in einer gut funktionierenden Kommunikation zwischen gleichberechtigten Partnern. Es gibt keinen Dirigenten und auch keinen Rückzug in die Anonymität. Hier trägt jeder einzelne Spieler die Verantwortung für das Gelingen des Ganzen. Er ordnet sich ein und bewahrt seine Eigenheit, ohne sich dabei in Unterwürfigkeit oder Hochmut zu verlieren. Das kammermusikalische Zusammenspiel zwingt die Partner, ihre jeweilige Interpretation zu präzisieren, in der eigenen Vorstellung und in der Vermittlung den Mitspielern gegenüber. Denn schliesslich ist es das Ziel, einen gemeinsamen Klang und eine gemeinsame Interpretation zu finden. «Kammermusik» ist in diesem Sinne die Musik eines entfalteten Individuums, das sich mit seinesgleichen messen möchte und seinem Publikum im ausgewählten kleinen Rahmen auf gleicher Höhe begegnet. Wir sprechen also nicht einfach von einer «Musik für kleine Besetzung» sondern von einer Denk- und Verhaltensweise, die in ihrer entwickeltesten Form der Gesinnung des freien, selbstverantwortlichen Menschen entspricht. Entlang der neuen Promenade präsentieren sich Schulhaus, Schwimmhalle und Turnhalle, zusammen mit dem Schulraumprovisorium, in locker aufgereihter Formation. Die Gebäudereihe schafft in ihrer Aufstellung eine prominente Verbindung und neue Vernetzung des Quartiers. Mit diesem ortsbaulichen Ensemble wird nicht nur die geforderte Grünraumverbindung, sondern auch eine quartierübergreifende, befestigte Fläche, ein sogenannter Anger, dem Ort zur Verfügung gestellt. Anger bezeichnet einen Dorfplatz in Gemeinbesitz, der von allen Bewohnern der Stadt oder des Dorfes genutzt werden kann. Es ist der Ort für Feste, gemeinschaftliche Aktivitäten und Versammlungen. Die Schulanlage wird so für das Quartier im wahrsten Sinne des Wortes zu einem Ort des Austausches und der Kommunikation. Konstruktiv einfache, filigrane Hallenbauten aus Holz stärken diese Haltung. Die Bauten sind mit ihren Zugängen und Schaufenstern auf den Anger ausgerichtet, bilden damit eine Geste des «Willkommenheissens» und ermöglichen für den Betreiber unabhängige Öffnungszeiten durch die Aktivierung der Brandschutztore im Untergeschoss. Durch die spezifischen, auf Nutzungstypologien und Spannweiten abgestimmten Tragwerke unterscheiden sich die Bauten voneinander. Der Einsatz grauer Energie wird auf das gemeinsame Untergeschoss reduziert, und zwischen den Hallen im Erdgeschoss entsteht ein « … Zwischenraum, um hindurchzuschaun», wie dies Christian Morgenstern in seinem Gedicht «der Lattenzaun" treffend formuliert hat. «Kammermusik» behandelt im Sinne des umfassenden Nachhaltigkeitsgedankens, die Gesellschaft, die Wirtschaft und die Umwelt als gleichberechtigte Partner. Es ist eine Schulanlage, welche im Zusammenspiel der Bauten untereinander und in deren Projektion eine Fülle unerwarteter Qualitäten zu offenbaren vermag.

Schule als Lern- und Lebensraum

Zwei geschlossene Treppenkerne führen auf den Obergeschossen in grosszügige «Clusterfoyers». Sie sind Garderobe, Begegnungs- und Besprechungsort und erschliessen alle Zimmer. So sind keine weiteren Brandschutzmassnahmen notwendig. Im Zusammenspiel mit der Skelettbau-Struktur und den nicht tragenden Trennwänden entstehen auf den gesamten Geschossflächen höchst flexible Grundrisse welche polyvalente Nutzungen zulassen. Dem Raumprogramm folgend sind im Grundlayout die Cluster von drei PS-Klassenzimmern, einem Aufenthaltsraum, zwei Gruppenräumen und einem HPS-Klassenzimmer bzw. einem Psychomotorik- oder zwei Therapieräumen jeweils rund um ein Clusterfoyer organisiert. Die Wegführung durch die Garderobenbereiche in die Schulräume ermöglicht in den Foyers die Anordnung von offenen oder geschützten Nischen, die via die verglasten Treppen- und Gruppenräume belichtet sind. Innerhalb der Raumstruktur des Grundlayouts können auch die Lernküche, die Teamzimmer und die Schulbüros über ein individuell ausgestaltetes Foyer erschlossen werden. Neben dem Grundlayout sind auch alternative Raumanordnungen möglich, die künftige Entwicklungen im Unterricht unterstützen. Durch Schiebewände oder durch einfaches Weglassen von Trennelementen können Klassenzimmer zusammengeschaltet oder beliebig offene Lernlandschaften mit Inputräumen gebildet werden. Gemeinsame Merkmale dieser vielfältigen räumlichen Möglichkeiten sind eine hohe Aufenthaltsqualität bei sehr ökonomischem Flächenverbrauch.