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02.11 / Städtebauliche Entwicklungsstudie, Salina Raurica

Studie, Dezember 2003

Planungsteam
Auftraggeber – Kanton Basel-Landschaft
Architektur und Städtebau – agps architecture ltd. / Marc Angélil, Hanspeter Oester, Reto Pfenninger, Manuel Scholl (PV), Denise Ulrich
Raum- und Verkehrsplanung – Ernst Basler + Partner AG
Landschaftsarchitektur – Vetsch Nipkow Partner AG
Wirtschaftlichkeit und Marketing – Immopro AG
Projektbeschrieb

Die Meile am Rhein

Das rund 170 ha grosse, zwischen Rhein und Nationalstrasse N2/3 und zwischen Kaiseraugst und Schweizerhalle gelegene Planungsgebiet Salina Raurica wurde als Planungszone ausgeschieden, um die Entwicklung zu koordinieren und die Auswirkungen insbesondere betreffend des Verkehrs zu kontrollieren. Ein Grossteil des Planungsgebietes besteht aus Naturschutz- oder Kulturgutschutzzonen. Für die zumeist als Industrie- oder Gewerbezonen ausgeschiedenen Bauzonen gilt es, auf Grund der sich ändernden Rahmenbedingungen eine neue Nutzungsdurchmischung vorzuschlagen. Der vorliegende Entwicklungsplan ist das Produkt eines kooperativen Planungsverfahrens unter der Leitung des Kantons Basel-Landschaft, vertreten durch das Amt für Raumplanung. An insgesamt sechs Workshops wurden unter Einbezug der Betroffenen vorerst die Vorschläge von drei international ausgewählten Planungsteams behandelt und schliesslich das Projekt des Teams a.e.v.i. weiterentwickelt und vertieft.

Leitbild

Das Gebiet von Salina Raurica wird mittels neu angelegten Aussenräumen und wichtigen infrastrukturellen Massnahmen, insbesondere durch die Verlegung der Rheinstrasse und die Ausbildung urbaner Parks vorstrukturiert. Diese städtebaulichen Massnahmen bilden die Basis für die Entwicklung der eigentlichen Baugebiete. Für diese Baugebiete sind unterschiedliche Nutzungsoptionen, Entwicklungsvektoren, Siedlungsmuster und sogenannte Impulsprojekte festgelegt worden wobei Arbeitsnutzungen gegenüber Wohnnutzungen überwiegen. Mit wenigen und gezielten Massnahmen wird eine Entwicklung initiiert, die eine langfristige Verdichtung und eine flexible Planung zulässt und mit einer frühen Ausbildung eigenständiger Charaktere vereint werden kann.

Entwicklungsplan

Entsprechend der Leitbildidee wiederspiegelt der Entwicklungsplan Aufbau, Struktur und Gewichtung der verschiedenen Themenbereiche. Als eine wichtige raum- und landschaftsstrukturierende Massnahme führt die Verlegung der Rheinstrasse zur Etablierung und Ausweitung des sogenannten Rheinparks als attraktivem Aussenraum entlang des Flusses. Zudem ermöglicht die Verlegung der Rheinstrasse, mehr Grundstücke direkt und effizient zu erschliessen und damit gute Adressen zu schaffen.

Als zweites Massnahmenpaket bilden die neue S-Bahnstation Längi und der urbane Längipark das neue Gravitationszentrum der unteren Rheinebene. Es verbindet die verschiedenen umliegenden alten wie auch neuen Quartiere, gibt dem Gebiet eine neue Identität und wertet das ganze Quartier Längi nachhaltig auf. Entlang der Autobahn entsteht ein neuer langgezogener Park, der neben dem Lärmschutz auch als Zeichen nach aussen, als verbindendes Element für die verschiedenen Schutzzonen und als Rückgrat des Gebietes dient. Verbindungsachsen sowie ein Fussgänger- und Fahrradnetz knüpfen das Planungsgebiet an die umgebenden Siedlungsgebiete an, während spezifische Über- oder Unterführungen der ökologischen Vernetzung dienen.

Die Nutzungs- und Siedlungsstruktur wird bestimmt durch die Anbindung von Wohnen an die bestehenden Wohngebiete von Augst und Längi, die Anlagerung von möglichst hochwertigen Dienstleistungsnutzungen an die S-Bahnstation sowie die möglichst direkte Anbindung zum Strassennetz wie auch zu den Aussenräumen. Gewerbliche Nutzungen sind komplementär ergänzend zu diesen Prinzipien möglich. Logistikbetriebe sollten wegen ihrer verkehrs- und flächenintensiven Nutzung nach Möglichkeit dem Industriegebiet Schweizerhalle angegliedert werden, um die angestrebte Aufwertung der anderen Bauzonen sicherstellen zu können.

Als Impulsprojekte werden diejenigen Baubereiche definiert, deren Qualität auf die Umgebung einen prägenden Einfluss haben und deren Entwicklung deshalb besondere Aufmerksamkeit zu schenken ist. Dies sind die Bauten im Bereich der S-Bahnstation Längi, die Bauten zwischen Rheinstrasse und Rheinpark in der Nähe des Autobahnanschlusses Pratteln, sowie das Römermuseum und die ersten Wohn-Insulae im Augster Oberdorf. Für die einzelnen Quartiere sind Bebauungsstrukturen anzustreben, welche die Vorzüge der umliegenden Aussenräume aufnehmen oder neue schaffen.

Der mit der baulichen Entwicklung zunehmende Verkehr ist in Art und Mass von verschiedenen Faktoren abhängig. Anhand eines Mengengerüstes werden die bestimmenden Faktoren wie Nutzungsdichten, Nutzungsarten u.a. aufgezeigt und in Beziehung zum davon abhängigen Verkehrsaufkommen gesetzt. Da das regionale und überregionale Strassennetz bereits sehr stark belastet ist, muss dem Verkehrsaufkommen besondere Aufmerksamkeit geschenkt werden und insbesondere der öffentliche Verkehr gefördert werden. Mit dem Mengengerüst wird aufgezeigt, unter welchen Annahmen welches Verkehrsaufkommen resultiert.

Durch die Grösse und Lage hat das Gebiet ein grosses wirtschaftliches Entwicklungspotential. Im Vergleich mit anderen in Planung oder Umsetzung befindlichen Konkurrenzgebieten ist die zum regionalen Zentrum Basel eher periphere Lage hingegen von Nachteil. In Kombination mit dem allgemein grossen Angebot an Büroflächen ergibt sich für Salina Raurica die Notwendigkeit, qualitativ besondere Lagen anbieten zu können. Unter diesen Umständen ist der Spielraum für die Wertschöpfung relativ eng. Aus diesem Grund wurde im bereits angesprochenen Mengengerüst die Abhängigkeit der Wirtschaftlichkeit von Nutzungsdichte, Nutzungsart, Markt etc. aufgezeigt mit der Absicht, dass bei veränderten Randbedingungen die Konsequenzen bezüglich Wirtschaftlichkeit oder umgekehrt nachvollzogen werden können.

Vor dem Hintergrund, dass das Gebiet Salina Raurica in harter Konkurrenz zu weiteren Entwicklungsgebieten in der Region steht, ist eine hohe städtebauliche Qualität von ebenso von Bedeutung wie ein zielsicheres Markteting. Um dies sicherzustellen und den Prozess der Gebietsaufwertung zum Erfolg zu führen, müssen die Bemühungen aller Beteiligten auf ein gemeinsames, übergeordnetes Ziel ausgerichtet werden. Dazu ist eine Organisation aufzubauen mit einem Gebietsmanagement im Sinne einer initiierenden, koordinierenden und integrierenden Projektleitung.

Schlussfolgerungen

Um den vorgeschlagenen, in seinem Wesen flexiblen Entwicklungsplan umzusetzen, ist ein aktives, von allen Beteiligten getragenes Gebietsmanagement erforderlich. Es gewährleistet, dass die komplexen Randbedingungen vereint werden und die notwendigen Abstimmung zwischen Kanton, Gemeinden und Grundeigentümern einfach erfolgen. Von besonderer Bedeutung ist das frühzeitige Vorstrukturieren der Aussenraum- und Infrastrukturmassnahmen. Dieses Vorgehen ist Grundlage für eine qualitativ hochstehende Entwicklung in Salina Raurica. Zu Beginn sollten mit Schwergewicht die Bereiche S-Bahnstation Längi und Längi-Park entwickelt werden.