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20.14 / Erweiterung und Sanierung Schulanlage Herti, Zug

Räumliche und formale Verwandtschaften suchend wird die Schulanlage aus den 1960er-Jahren zur offenen Landschaft in der Lorzenebene erweitert.

Projektwettbewerb 2021

Planungsteam
Auftraggeberin – Baudepartement der Stadt Zug, Abteilung Hochbau
Architektur – op-arch | Jasmin Kunst, Sarah Weber, Felix Himmelreich
Landschaftsarchitektur – Nipkow Landschaftsarchitektur

Projektbeschrieb

Wahlverwandtschaften

Gesamtkonzept zur Erweiterung und Sanierung der Schulanlage Herti in Zug

Schullandschaft

Etwas sperrig im modulierten Terrain verankert bespielen Schulhaus, Sporttrakt und Aula den Siedlungsrand im Hertiquartier. Am Übergang zur offenen Landschaft verdichtet sich der öffentliche Siedlungsraum durch die Schulanlage hindurch zum Feld für mannigfaltige Interaktionen. Dem Geist ihrer Entstehungszeit verpflichtet, bestimmen die drei monofunktionalen Häuser das Spannungsverhältnis zwischen strenger Orthogonalität und gestalteter Landschaft und setzen einen offenen Akzent in die Weite der Lorzenebene.

Die Erweiterung der Schulanlage zu einem Campus für 860 Kinder, die gemeinsam mit ihren Lehr- und Betreuungspersonen ihre Schulzeit, Freizeit und den Alltag hier verbringen werden, bezieht sich direkt auf die vorgefundene Situation.

An bestehende Weg- und Nutzungsbeziehungen anknüpfend, wird die Schullandschaft als System öffentlicher und intimer Räume unterschiedlicher Interaktionsdichte, als Geflecht von Wegen und Beziehungen im Innen- und Aussenraum konzipiert. Dominierende Raumhierarchien vermeidend, entspricht die Adaption der Campusidee an die Bedürfnisse junger Menschen einem gewichteten Nebeneinander verschiedener Raumangebote und regt deren vielfältige Bespielung an.

Vervielfältigung

Charakter und Massstäblichkeit der drei bestehenden Gebäude sind für die Erweiterung der Anlage bestimmend. Die Vervielfältigung der räumlichen Bezüge – untereinander und zum heterogenen Umfeld – baut auf formalen und programmatischen Verwandtschaften auf. Das Prinzip eigenständiger Häuser, deren Position und innere Logik ihrer Bestimmung entsprechen, wird weitergeführt. Zwei Schulhäuser und der Aula-Pavillon ergänzen die Anlage im Norden, auf der Südseite nimmt ein weiterer Neubau die Dreifachturnhalle und die Räume für die schulergänzende Betreuung auf.

Die bestehenden Gebäude werden als gleichwertige Teile des neuen Ganzen ihrem individuellen Potenzial entsprechend neu in Wert gesetzt. Die erhaltende Sanierung des Sporttrakts, die Umnutzung des Schulhauses zu frei bespielbaren Ateliers und der volumengleiche Ersatz des Aulagebäudes durch ein leistungsfähiges Haus für alle Mitarbeitenden betonen deren Eigenständigkeit im erweiterten Primarschulcampus und gewährleisten eine dem öffentlichen Ort angemessene Kontinuität.

Interaktionsfeld

Die bisher stark auf ihre Mitte ausgerichtete Anlage wendet sich mit der Erweiterung des Pausenplatzes nach Norden und Süden einladend dem Quartier zu. Vor- und zurückspringende Raumkanten verleihen dem quartierverbindenden Interaktionsraum eine offene Kontur und eröffnen wechselnde Perspektiven zum Flussraum und in die Nachbarschaft. Unterschiedlich bespielbare Zwischenräume und Raumnischen nehmen Spiel- und Aufenthaltsbereiche für die verschiedenen Altersgruppen auf.

Die Interaktionsdichte nimmt gegen die Ränder hin ab. Weitgehend unbefestigte Flächen nehmen Vegetationselemente ihrer unmittelbaren Umgebung auf und schaffen fliessende Übergänge zur renaturierten Uferlandschaft und dem aufgeräumten Siedlungsgrün. Die offene Schulanlage gliedert sich mit eigenständiger Atmosphäre ins Hertiquartier ein.

Provisorische Nutzung definitiver Räume

In der ersten Ausbauphase werden die Neubauten im Norden und Süden der Anlage erstellt. Der Schulbetrieb läuft in den bestehenden Räumlichkeiten weiter. Mit dem Versetzen des Modulpavillons bleibt auch das Betreuungsangebot bestehen. Der nördliche Arealzugang entfällt. Von der Eichwaldstrasse her Ankommende werden über eine provisorische Wegführung entlang der Parzellengrenze in das Areal geleitet. Die Anpassung der Verkehrsführung am südlichen Arealzugang und das Versetzen der Parkplätze sind Teil der Baustellenvorbereitung, sie gewährleisten die konfliktfreie Erschliessung von Schulareal und Baustellen.

Während in der zweiten Ausbauphase die bestehenden Gebäude saniert und ersetzt werden, belegen die ersten drei Klassenzüge und vier Betreuungsgruppen die Neubauten. Der frei gewordene Holzpavillon steht von nun an für den Jugendtreff, die Zunft und weitere externe Nutzende zur Verfügung. Die arealinterne Verbindung wird über den Fussweg hinter dem Sporttrakt geführt, der provisorische Zugang am westlichen Parzellenrand dient der Baustellenerschliessung. Anstelle von Provisorien werden die Räume im zweiten Unterrichtsgebäude zwischenzeitlich für den Fachunterricht und von den Lehrerinnen und Lehrern genutzt.

Die Unterrichtshäuser

Zwei Häuser nehmen alle Unterrichtsräume auf. Die zentrale Erschliessung führt vom Haupteingang direkt zu den Primarschulklassen in den oberen Geschossen und ermöglicht sowohl die horizontale als auch die vertikale Organisation der Klassenzüge. Die strenge Rationalität des einfachen, repetitiven Schulzimmerprinzips überspielend, schliessen offene Raumnischen die winkelförmige Lernlandschaft ab. Das Erdgeschoss steht weitgehend den Kindergärten zur Verfügung. Diese sind über die Garderobe auch direkt vom Aussenraum zugänglich.

Das Atelierhaus

Der alte Schultrakt wird durch den Rückbau aller nichttragenden Wände zur offenen Lern- und Werklandschaft transformiert. Ateliers und Bibliothek in den obersten Geschossen profitieren von der allseitigen Belichtung. Direkt an den Pausenplatz angebunden, sind die flexibel unterteilbare Singsäle und die Räume für den Musikunterricht auch für Veranstaltungen neben dem Schulbetrieb gut erreichbar. Die Logopädie nimmt diskret das unterste Geschoss ein, verfügt über angemessene Warte- und Aufenthaltsbereiche und direkte Zugänge für externe Besucherinnen und Besucher.

Der Alltag ausserhalb des Schulzimmers

Zwei Pavillons bespielen die bewegte Pausenplatzlandschaft. Den Schulhäusern zugewandt bietet sich die grosse Aula als Raumerweiterung für den Unterricht an, ist jedoch auch unabhängig vom Schulbetrieb nutzbar. Das Haus für die Mitarbeitenden nimmt eine zentrale Stellung ein. Die ebenerdige Anbindung auf zwei Geschossen lässt sowohl die direkte Beziehung vom Lehrerzimmer zum Areal als auch die unabhängige Erschliessung der kleinen Aula im unteren Geschoss zu. Im sanierten Sporttrakt bietet sich die überschaubare Einfachturnhalle zur Nutzung durch die jüngsten Kinder an. Das südlichste Gebäude bildet die Schnittstelle zum Quartier. Hier befinden sich die Dreifachturnhalle und die Räume für das ausserschulische Betreuungsangebot. Der Hartplatz auf dem Turnhallendach erweitert den unmittelbaren Aussenbezug der Betreuungsgruppen im oberen Geschoss.