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20.07 / Ersatzneubau SAW Alterssiedlung Espenhof West, Zürich

In Anlehnung an die bestehende Situation fügt sich die doppelte Zeile in das übergeordnete Siedlungsmuster ein. Über die innere Laube sind alle Wohnungen direkt an das nachbarschaftliche Wegnetz und die Siedlungen Espenhof Nord und Süd angebunden.

Wettbewerb 2020, 3. Preis

Planungsteam
Auftraggeber – Stiftung Alterswohnungen der Stadt Zürich SAW
Architektur – op-arch | Peter Schuberth, Roman Scheuber, Pablo Baumann
Tragwerk – Büro Thomas Boyle + Partner AG
Haustechnik – Sustainable System Solutions GmbH

Projektbeschrieb

Gemeinsam autonom

Zahlreiche über das gesamte Zürcher Stadtgebiet verteilte Siedlungen der Stiftung Alterswohnungen (SAW) leben durch ihre Bewohnerschaft, die sich je nach Quartier unterscheidet. Die Wohnhäuser mit Ein- und Zweizimmerwohnungen spiegeln jeweils die Wohnvorstellungen ihrer Entstehungszeit wider, und zeichnen die Entwicklung der Auseinandersetzung mit selbstständigen Wohnformen für spätere Lebensphasen nach. Die Siedlung Espenhof bildet mit ihren drei unterschiedlichen Teilen die Stiftung Alterswohnungen (SAW) als Ganzes und den laufenden Erneuerungsprozess der seit 70 Jahren tätigen Institution im Kleinen ab.

Die geplanten Ersatzneubauten im Norden stehen für zeitgemässen Lebensraum. Die Diversität wird mit Angeboten für Demente- oder LGBTQ-Menschen und die Integration eines Kindergartens bewusst gefördert. Die sorgfältig zwischen Fellenberg- und Langgrütstrasse eingewobene Konstellation von drei Wohnhäusern wird eine offene Anlage mit Plätzen, Gärten und einem zentralen Hof um die grosse Rotbuche bilden. Der viel kleinere Espenhof Süd wird im denkmalpflegerisch sanierten Zustand an den Ursprung der SAW erinnern. Im kontemplativen Hof der Gründersiedlung, in den optimierten Grundrissen der Kleinwohnungen, lässt sich erahnen, wie sich alt sein vor siebzig Jahren anfühlte. Das durch den Hof führende Wegnetz erschliesst Aufenthaltsorte im Garten und bindet das klösterliche Wohnhaus in die Umgebung ein.

Neben der vielseitigen Anlage im Norden und dem Baudenkmal im Süden ist der Espenhof West mehr Haus als Siedlung. Stadträumlich schliesst die senkrecht zur Strasse stehende Zeile die Reihe von vier Mehrfamilienhäusern ab und bildet mit dem Nachbarhaus einen offenen Hof. Diese Grundkonstellation bleibt bestehen. Der Ersatzneubau wird in das »gewachsene« Terrain eingepasst und in die vielfältige Freiraumstruktur um die SAW-Siedlungen integriert. Der Hof wird zum Empfangsraum, zur Adresse für das neue Wohnhaus. Der leicht terrassierte Vorgarten gewährt die Privatheit der Erdgeschosswohnungen, die selbstverständliche Bepflanzung mit Gräsern und Sträuchern und die schattenspendenden Bäume wirken der Überhitzung entgegen. Sommerküche, Orangerie und Wäscheraum bespielen den Eingangsbereich. Der Weg führt an den Briefkästen vorbei zur inneren Laube.

Die doppelte Zeile

Einer vertikalen Gasse gleich, nimmt diese Laube die Zugänge zu allen Wohnungen in den beiden kompakten Gebäudevolumen auf. Diese Variation der klassischen Erschliessungsform für kleine Wohneinheiten gewährleistet die zweiseitige Ausrichtung aller Wohnungen, ermöglicht deren Querlüftung und bei Bedarf – in Zukunft werden jährlich über 40 Hitzetage erwartet – auch eine angemessene Nachtauskühlung. Das innere Wegsystem spannt sich zwischen der mit Ausblicken in den Stadtraum lockenden Treppe im Norden und dem Lift auf der Südseite auf. Im Erdgeschoss führt ein direkter Pfad vom Treppenabsatz an Holländischer Linde und Feldahorn vorbei zur Langgrütstrasse und kürzt den Weg zu den Nachbarsiedlungen ab. Die wohnungsnahen und leicht zugänglichen Spazierwege des südlichen Gartens sind im ersten Obergeschoss an die Laube angebunden. Die Zeile wird als offenes System neu interpretiert.

Wie ein Vorgarten leitet der grosszügig bemessene Bereich vor dem Wohnungseingang den Übergang in die privaten Räume ein. Die graduelle Abnahme des Öffentlichkeitsgrads setzt sich in der Wohnung fort. Küche und Essbereich sind auf die innere Laube ausgerichtet und lassen Interaktionen mit Nachbarinnen und Nachbarn zu. Die quergestellte Küchenzeile ist offener Raumteiler und wird je nach Position des Vorhangs auf der Wohnzimmerseite zum trennenden oder verbindenden Element. Die klare Gliederung der Wohnungsgrundrisse lässt unterschiedliche räumliche Bezüge zu. Selbst wenn sich der Bewegungsradius auf die eigenen vier Wände beschränkt sind sowohl Partizipation am Geschehen auf der vertikalen Gasse als auch Rückzug auf dem nach Westen oder Osten ausgerichteten Balkon mit Blick auf den Üetliberg möglich.

Die Siedlung Espenhof West ergänzt das Angebot für eine hohe Lebensqualität in allen Phasen des Älterwerdens durch unterschiedlich bespielbaren Wohnraum und ihre verschiedenen Bezüge zur Nachbarschaft. Vom unabhängig nutzbaren Daheim über ein gut eingebundenes Umfeld das die Partizipation am gesellschaftlichen und pflegerischen Angebot im Espenhof Nord unterstützt, über sonnige, schattige, unterhaltsame und ruhige Aufenthaltsorte in Haus und Garten, die auch bei abnehmendem Bewegungsradius Abwechslung bieten, bis zu den privaten Räumen die, selbst wenn sie nicht mehr verlassen werden können, zur Laube hin die Kontaktaufnahme mit den Nachbarinnen und Nachbarn zulassen und nach Osten und Westen den Rückzug ermöglichen, bietet sich den zukünftigen Bewohnerinnen und Bewohnern ein Lebensumfeld an, das individuell angeeignet und an die sich verändernde Bedürfnisse adaptiert werden kann.