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18.07 / Neubau Schule Wiesental, Baar

Der Schulalltag dreht sich um den langen zentralen Hof, wo die Häuser der verschiedenen Lernwelten an die umlaufende Laube angebunden sind. Sie umfasst Spiel- und Aufenthaltsflächen, Nischen für den Rückzug und Stege für den grossen Auftritt. Vom Kindergarten bis mitten in die Pubertät gibt es mit wachsendem Bewegungsradius eine immer vielfältiger werdende Welt zu entdecken.

Projektwettbewerb, September 2018

Planungsteam
Auftraggeber – Einwohnergemeinde Baar, Abteilung Planung/Bau
Architektur – op-arch | Michel Baumann, Christoph Morgentalern, Maurin Nissen
Landschaftsarchitektur – Nipkow Landschaftsarchitektur
Visualisierung – maaars Architektur Visualisierungen
Projektbeschrieb


Städtebau & Architektur

Die bestehende Schule aus den späten 1960er-Jahren besitzt bereits vieles, was es auch heute noch für ein kindgerechtes Lernumfeld braucht. Kleinteilig strukturierte Baukörper umschliessen einen erhöhten Aussenbereich mit klug gesetzten Zugängen und vielfältig nutzbaren Erschliessungszonen. Diese Qualitäten aufzunehmen, an moderne Anforderungen anzupassen und weiterzuentwickeln ist das Ziel, das es für einen Neubau zu erreichen gilt. Dabei ist eine möglichst organische Verflechtung des Gebäudekonglomerats mit dem stimmungsprägenden Naturraum der Lorze und der bestehenden Quartierstruktur ebenso wichtig wie die logistisch sorgfältig geplante Vernetzung der einzelnen Nutzungsbereiche. Für die Schulkinder soll eine Umgebung geschaffen werden, die sich nach ihrem Massstab, ihren Bedürfnissen richtet.

Die grosse Anzahl an Schülern und Schülerinnen stellt eine grosse Herausforderung dar. Um ihnen eine altersgerechte Nutzung zu ermöglichen, ist es sinnvoll, die Schulanlage in kleinteilige Einheiten zu unterteilen. Die einzelnen Unterrichtsmodule sind hierfür in mehreren solitären, unterschiedlich grossen Häusern angeordnet. Diese gruppieren sich analog des bestehenden Komplexes um einen zentralen Platz, von dem aus ein umlaufender, peristylartiger Laubengang die Gebäude erschliesst. Mittels Rampen und Brücken verbindet er die verschiedenen Geschosse miteinander und bietet, mal geschlossen, mal offen, Raum für vielfältige Aktivitäten. Durch Vor- und Rücksprünge in der Gebäudeflucht entstehen auf allen Ebenen Nischen, die sich möblieren lassen, mit integrierten Tischen und diversen Sitzmöglichkeiten. Diese können gerade im Sommer als zusätzliche Unterrichts- und Lernfläche dienen, aber auch in den Pausen genutzt werden und so eine Entflechtung der über 550 Primarschülerinnen und Primarschüler gewährleisten. Eine solche wird zusätzlich unterstützt, indem mehrfache Varianten angeboten werden, um von den oberen Stockwerken jeweils in den Hof zu gelangen und von dort aus zu den unterschiedlich gestalteten Aussenbereichen.

Im Kindergarten

Die Welt der Kindergartenkinder befindet sich im Erdgeschoss des Schulhauses für die Unterstufe. Je zwei Gruppen teilen sich die Garderobe, einen Lern- und Aufenthaltsbereich sowie den direkten Zugang zum eigenen Aussenraum gegen die Lorze hin. Dort können sie – geschützt vom Pausenbetrieb der Grösseren – spielen, lachen, toben, sich verstecken und phantastische Pläne schmieden.

Der erste Schultag

Kommt der grosse erste Schultag, beziehen die stolzen Erstklässler ihre Klassenzimmer über dem Kindergarten, die Zweitklässler ziehen weiter in den 2. Stock. Sie alle teilen sich ihr Haus, werden von Jahr zu Jahr mutiger und erweitern mit dem Wechsel in höhere Stockwerke auch ihren Radius. Dabei nehmen sie in den Pausen, mindestens von weitem, bereits Kontakt auf mit den Grösseren. Um dem kindlichen Massstab Rechnung zu tragen, sind die Etagen der beiden Schulstufen jeweils zoniert: Zwei Klassen teilen sich den Gruppenraum übers Eck, die vorgelagerten Lernnischen mit den Garderoben sowie ein Spezialzimmer dazwischen. So finden sich die insgesamt 80 Kinder pro Geschoss in überschaubaren Gruppen von 40 wieder, welche wiederum eine weitere Unterteilung in kleinere lernspezifische, klassenübergreifende Einheiten erlauben.

Die «Grösseren»

Ab der 3. Klasse gehören die Schulkinder zu den «Grossen» und dürfen in das Schulhaus der Mittelstufe I und II wechseln – ein Gebäude mit analoger Raumanordnung, jedoch grösser und mit einer Etage mehr. Innerhalb dieser höheren Schulstufe wandeln sie sich vom Kind zum Teenager und durchleben dabei eine emotionale Achterbahn. Sie sind anfangs noch klein, fühlen sich aber immer erwachsener, teilen sich gerne in kleine Gruppen, ziehen mit dem Fussball los auf den Sportplatz oder treffen sich im Hof zu Hüpf-, Murmel- und Rollenspielen. Manche bleiben auf dem Laubengang zurück, setzten sich in die schattigen Nischen, quatschen, tratschen, beklagen sich über Hausaufgaben, Lehrer und Eltern. Sie erleben ihren ersten Flirt, verschwinden mit dem Schulschatz aufs obere Deck, wo die Sonne scheint und sie von den neugierigen Blicken der «Kleinen» geschützt sind.

Schulergänzende Betreuung

Der Kopfbau im Nordosten beherbergt die Räumlichkeiten der schulergänzenden Betreuung. Den Kindern stehen auf den Ebenen des Laubengangs grosse Aufenthaltsbereiche zur Verfügung, mit direktem Zugang zu den Aussenspielplätzen, der umliegenden Wiese und zum Allwetterplatz. Die Turnhalle befindet sich gleich nebenan und ist ebenso wie alle anderen Bereiche witterungsgeschützt erreichbar. Das Haus ist Teil der Anlage und trotzdem eigenständig.

Bibliothek, Mediathek und Lehrpersonen

Die Vorbereitungsräume und Aufenthaltsbereiche der Lehrpersonen befinden sich in den Obergeschossen des südwestlichen Kopfbaus. Ebenerdig sind die Räumlichkeiten der Bibliothek und Mediathek zugänglich. Mit Blick in die Weite des Naturraums können die Kinder hier in ihr schulisches Wissen vertiefen und Lehrpersonen Material für ihren Unterricht finden. Es ist ein Ort der Ruhe, der Konzentration und Kontemplation, der aber auch die Möglichkeit bietet, sich in Diskussionsrunden über Inhalte auszutauschen und an Vorträgen Themen zu reflektieren.

Handwerkliches Gestalten, Theater, Musik und Sport

Gegenüber den beiden Schulhäusern der Unter- und Mittelstufe reihen sich entlang der Sonnackerstrasse das Haus für Handwerkliches Gestalten sowie die beiden öffentlich zugänglichen Häuser mit Aula und Turnhalle. Sie orientieren sich zum Quartier hin und stehen ausserhalb des schulischen Tagesbetriebs, am Abend und an den Wochenenden, externen Nutzern für Veranstaltungen zur Verfügung.