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18.04 / Hunzikerei Wohnen und Arbeiten, Zürich

Im Blockrand des 21. Jahrhunderts überlagern sich traditionelle Nutzungen, industrielle Konstruktionsformen und die Suche nach einer eigenständigen Erscheinung in der strengen Quartierstruktur. Die Grundrisse der Stadtwohnungen sind eine strukturelle Weiterführung des rationellen Malereibetriebs im Erdgeschoss und lassen vielfältige Sicht- und Raumbezüge zu. 

Studienauftrag 2018, 1. Rang
Fertigstellung 2023

Planungsteam
Auftraggeber – AHZ Immobilien AG, Zürich
Architektur – op-arch | Michel Baumann, Christoph Morgenthaler
Tragwerk – Büro Thomas Boyle + Partner AG
Haustechnik – Sustainable System Solutions GmbH
Visualisierung – maaars Architektur Visualisierungen
Projektbeschrieb


DEN ORT ANREICHERN
GESCHICHTEN WEITERSCHREIBEN

Industrialisierung und Bevölkerungswachstum haben das Gesicht des gründerzeitlichen Zürichs geprägt. In den Stadterweiterungen der Jahrhundertwende wurde einerseits Wohnraum geschaffen für die aus dem In- und Ausland zugewanderten Arbeitskräfte, andererseits war das streng orthogonale Geviert zwischen Langstrasse und Gleisbogen seit jeher auch Standort des lokalen Gewerbes. Der Malerbetrieb der Gebrüder Hunziker, seit den 1930er-Jahren im Kreis 4 und seit bald 70 Jahren an der Kanzleistrasse, blickt auf eine lange Tradition zurück. Er besteht inzwischen aus drei unterschiedlichen Geschäftsbereichen mit spezifischen Anforderungen an die Räumlichkeiten und hohem Anspruch an Funktionalität, was eine grosse logistische Leistung auf begrenztem Raum erfordert. Der erneute Wachstumsschub in der Stadt Zürich legt das Ergänzen des Gewerbe- und Dienstleistungsbetriebs durch zeitgemässe Stadtwohnungen nahe. Ziel ist es, innerhalb des strengen Rasters einen Ort mit eigenen Qualitäten zu schaffen, sich in die Quartierstruktur einzufügen und gleichzeitig das Strassenbild mit einem eigenen Gesicht zu bereichern.

IM DOPPELSPIEL
THEMEN ÜBERLAGERN

Wohnen im Gewerbehaus: Die Vielschichtigkeit ist Konzept. Sie besteht in historischen Bezügen, in Nutzungstraditionen, – anforderungen und –möglichkeiten, aber auch in der Gleichzeitigkeit und Mehrfachdeutbarkeit der architektonischen Räume. Die Verflechtung von Neuem und Bestand erfolgt auf verschiedenen Ebenen. Zeitgemässe Elemente werden nach den Spielregeln des Historismus gefügt, das Prinzip von Grundstruktur und Ausprägung gibt den Rhythmus der Komposition vor. Die Idee der Fassade als Projektionsfläche für kulturelle Statements wird übernommen und die traditionelle Nutzungsmischung von Wohnen und Gewerbe weitergeführt. Die Stützen-Platten- Konstruktion in symbiotischer Verbindung zur selbsttragenden Fassade ermöglicht eine Durchlässigkeit im Erdgeschoss und eine strukturelle Verdichtung in den Obergeschossen.

RÄUME ANEIGNEN
ADAPTIERBARE LEBENS- UND ARBEITSWELTEN

Die Gewerberäume im Erdgeschoss sind der quartiersüblichen Tradition folgend über die Ecken erschlossen und teilweise auch über Falttore direkt von der Strasse her zugänglich. Drei offene, laubenartig ausgebildete Treppen im Hof mit direkter Anbindung an den Strassenraum erschliessen die einzelnen Wohnungen und schaffen gleichzeitig eine Verbindung zum bepflanzten Gewerbehof. Die Typologie der Wohnungsgrundrisse basiert auf der Rationalität des Gewerbebaus. Die flexible Nutzung der einzelnen Wohnzonen und offenen Sicht- und Raumbezüge ermöglichen eine verschiedenartig denkbare Zuordnung und Aneignung der Räume.