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12.06 / Schulhaus Schlieren West, Schlieren

Wettbewerb, 2012

Planungsteam
Auftraggeber – Stadt Schlieren, Zürich (CH)
Architektur – agps architecture ltd. / Marc Angélil, Manuel Scholl, Reto Pfenninger (PV), Hanspeter Oester, Földvary Bàlàzs, Christoph Schlup, Andreas Weiz (PL)
Landschaftsarchitektur – Nipkow Landschaftsarchitektur
Tragwerk – APT Ingenieure GmbH
Visualisierung – maaars
Projektbeschrieb

Haus und Häuser

Zwei Wahrnehmungsebenen prägen das Bild der Tagesschule – eine Aussen- und Innenwahrnehmung. 

Zum einen wird mit einem eigenständigen Baukörper der Bedeutung der Schule als öffentlicher Bau im Quartier Ausdruck verliehen – das Schulhaus «Steinwiese» als Haus.

Zum anderen werden Innenwelten geschaffen, die von unterschiedlichen NutzerInnen (SchülerInnen, LehrerInnen, BetreuerInnen, etc.) tagtäglich erlebt werden – das Schulhaus als Cluster von Häusern.

Aussensicht: das Haus

Eingebettet in einer Abfolge von Terrassen, die den Aussenraum in unterschiedliche Bereiche gliedern, tritt die Schule als «Haus» oder «Schulhaus» in Erscheinung. Ein langgestreckter und hoher Baukörper, der im Kontext der umliegenden Wohnbauten – seiner öffentlichen Funktion entsprechend – als institutionelles Gebäude wahrgenommen werden soll: «Man geht in die Schule.» Die Terrassen vor dem Schulhaus haben eine vermittelnde Funktion. Denn sie schaffen den Übergang zwischen Schule und Quartier, sowohl in einem räumlichen Sinn als öffentliche Freiflächen, die teilweise von den Quartierbewohnern benutzt werden können, als auch hinsichtlich ihrer Nutzung für die Schüler als Spielplatz, gedeckte Eingangszone und als Aussenbereich für den Kindergarten wie auch für den Hort. Ebenso führt die Parkallee am Schulhauseingang vorbei.

Innensicht: die Häuser

Die Schulzimmer, sei es für die Primar- oder die Sekundarstufe, sind die zentralen Elemente der Anlage. Sie sind als kleine Häuser konzipiert, einer Häuserzeile im Stadtraum ähnlich. 
Die Schulgeschosse zeichnen sich dadurch aus, dass die Schulzimmer, zusammen mit den Gruppenräumen und dem alles verbindenden Korridor eine grosse, zusammenhängende «Lernlandschaft» bilden. Die Klassenzimmer sind, einem Haus in der Stadt entsprechend, über die Treppenhäuser erschlossen. Die Schulzimmer sind so in einem Geflecht von Nutzungen integriert (Gruppenräume, Lernzonen, Arbeitsnischen, Ausstellungsflächen, Garderoben, etc.), die jeweils besondere räumliche Merkmale aufweisen. Jedes Zimmer hat seinen eigenen Kontext, der jeweils durch verschiedene Nutzungszuordnungen, Tageslicht- qualitäten und Aussenraumbezügen gekennzeichnet ist. Zwei Schulzimmer bilden gemeinsam einen Cluster, deren Aneinanderreihung wiederum grössere Einheiten unterschiedlicher Atmosphäre definieren: Hort und Kindergarten im Erdgeschoss, die Primar- und Sekundarstufe darüber. 
Hort, Kindergarten und Musikräume funktionieren im Erdgeschoss als eigenständige Einheiten. Über eine mittig angeordnete, grosszügig bemessene Treppenanlage erreichen die Primar – bzw. die Sekundarschüler die langgestreckte «Pausenhalle», welche als Aufenthalts- und Verteilraum gleichzeitig steht. Im «piano nobile» des Baukörpers, mit einer nach Süden vorgelagerten Terrasse, befinden sich die Bibliothek, der Mittagstisch, die Lehrerzimmer und die Administration. Entlang der Pausenhalle erschliessen fünf Trep- penhäuser sämtliche Schulräume, bis zu den Pausenflächen im Dachgeschoss.
Was entsteht ist eine kleine Stadt – ein grosses Haus, das aus vielen kleinen Häusern besteht – und in der Folge ein Netz vielfältiger Zuordnungen, Bedeutungen und Identifikationsmöglichkeiten.

Sporthaus

Das Sporthaus an der Badenerstrasse, als öffentliches Haus konzipiert, verankert die Schulanlage «Steinwiese» im Quartier. Entsprechend seiner Funktion als institutionelles Haus, ist der Haupteingang der Badenerstrasse zugekehrt. Ein zweiter Eingang, für den Schulbetrieb vorgesehen, liegt an der Quartierstrasse, welche auch das Schulhaus erschliesst. Im Zusammenspiel mit der Einzäunung des Allwetterplatzes wird so die Zeile an der Badenestrasse stadträumlich komplettiert.

Wirtschaftlichkeit

Die kompakten Volumetrien des Schulhauses und der Sporthalle, mit wirtschaftlichem Tragwerk und effizienter Gebäudehülle, schaffen die Voraussetzung für eine preisgünstige Bauweise.
Die Schule ist modular aufgebaut, mit wiederkehrenden, standardisierten und multifunktionalen Bauteilen.
Die tragenden Schotten aus Recyclingbeton sorgen für guten Schallschutz zwischen den Schulräumen bzw. Treppenhäusern und nehmen die dezentralen Vertikalerschliessungen auf, welche auch als Fluchtwege dienen. Der Brandschutz ist somit auf einfache Weise gewährleistet. Damit kann der Innenausbau offen, transparent und dennoch kostengünstig ausgebildet werden. Sämtliche Flächen der Schulgeschosse können für den Unterricht genutzt werden.
Das Gebäudetechnikkonzept ist eng mit der Raumstruktur verknüpft. Die vertikalen Feinverteilungen in den Treppenhäusern versorgen die einzelnen Geschosse und ermöglichen eine übersichtliche und einfache Gebäudeinfrastruktur. Deren Decke bleibt damit frei von grossen Installationen. Für die Konditionierung des Raumklimas werden polyvalente Deckenpaneele eingesetzt, welche die Masse des Betons als latenten Wärmespeicher nutzen. Sie dienen gleichzeitig dem Heizen, Kühlen, der Beleuchtung und der Raumakustik.
Die schlanke, problemlos zugängliche Medienverteilung und die einfache Konstruktionsweise mit robusten Bauteilen und Materialien sorgen für einen kostengünstigen Unterhalt.

Tragwerk

Das Schulhaus ist als langer rechteckiger Baukörper mit der Rückseite zur SBB konzipiert. Er weist ein Untergeschoss und sechs oberirdische Geschosse auf. Auf der Rückseite erschliessen eine lange Gang- und Begegnungszone und fünf Treppenhäuser die Anlage. Die Schulzimmer sind alle gegen Süden ausgerichtet. Die Tragkonstruktion ist in Massivbau vorgesehen. Flachdecken aus Recyclingbeton werden von Fassadenstützen und inneren Kernen gestützt. Diese leiten die Lasten direkt in den Baugrund ab. Die Zimmertrennwände können so nichttragend ausgebildet werden und später auch verschoben werden. Das 1. OG kragt hinten gegen die SBB hin aus, so dass ein breiterer Gang entsteht. Jede zweite Stütze wird durch eine tragende Brüstung im 2. OG abgefangen. Gegen Süden ist dem 1. OG eine Terrasse vorgelagert, welche für den Kindergarten im EG grössere Räume ermöglicht. Die Lasten der Fassadenstützen aus den oberen Geschossen werden auch hier mit der Brüstung im 2. OG abgefangen und auf die untenliegenden Stützen geleitet. Dem Untergeschoss vorgelagert ist eine Aula welche unter dem Hauptzugang liegt und mit Oblichtern belichtet wird. Für die Decke über der Aula ist eine vorgespannte Flachdecke vorgesehen. Die Fundation kann flach ausgeführt werden. Für die Aussteifung des Gebäudes werden die fünf Treppenkerne herangezogen.

In der Sporthalle sind die Dreifachturnhalle, die Schwimmhalle, Garderobe und die Tiefgarage untergebracht. Die Dreifachturnhalle wird von einer Decke mit Unterzügen überdacht. Oblichter bringen Licht in die Halle. Die Unterzüge spannen in die kurze Richtung und tragen ihre Lasten auf die Längswände ab. Die südliche Längswand wirkt dabei als tragende Scheibe, welche die Schwimmhalle überspannt, die Deckenlasten der Turnhalle und der Schwimmhalle aufnimmt und auf die tragenden Wände/Stützen im Untergeschoss führt. Die Decke über der zweigeschossigen Schwimmhalle ist dabei ebenfalls mit Unterzügen vorgesehen. Die übrigen Decken werden flach ausgebildet. Die meisten Wände sind in Stahlbeton vorgesehen. Die Aussteifung des Gebäudes wird mit den Betonwänden sichergestellt. Wie das Schulgebäude wird auch die Sporthalle flach fundiert.