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17.02 / Testplanung Swissmetall-Areal, Dornach

Die Synthese aus drei ortsbaulichen Ansätzen führt zu einer konsequent auf vorgefundene Lagequalitäten reagierenden Freiraum- und Gebäudestruktur. Renaturierter Flussraum, langer hoher Baukörper am Volkspark und flächige niedrige Siedlungen anstelle der Fabrikhallen bilden den neuen Lebensraum auf dem ehemaligen Industriegelände.
Testplanung, 1. Phase, Februar 2017
Planungsteam
Auftraggeber – HIAG Immobilien
Architektur – op-arch | Marion Spillmann, Guillem Aulet Oliver
Landschaftsarchitektur – Nipkow Landschaftsarchitektur
Projektbeschrieb

Bis drei ab sieben

Mit dem Ziel das ehemalige Industriegelände an der Birs zu einem einzigartigen Ort zu transformieren wurden drei unterschiedliche ortsbauliche Ansätze getestet und verglichen:

  • Lineare Grossformen entlang von Birs und Bahn eröffnen das Feld für punktuelle Gebäude im Zentrum. 
  • Kompakte städtische Siedlungsräume ermöglichen den grösstmöglichen Freiraum am Fluss. 
  • Introvertierte niedrige Siedlungsstrukturen ersetzen die flachen Hallen, aussichtsorientierte Wohntürme stehen am Flussraum.

Die Synthese dieser drei Ansätze führt zu einer konsequent auf vorgefundene Lagequalitäten reagierenden Freiraum- und Gebäudestruktur. An der Birs wird soviel Fläche wie möglich als Natur- und Freiraum erhalten, in der siebebgeschossigen Wohnzeile mit weitem Ausblick wird eine hohe Anzahl von Wohnungen konzentriert und die zwei- bis dreigeschossige Siedlungsstruktur ermöglicht bodennahes Wohnen mit Einfamilienhausqualität anstelle der Industriehallen.

Entwicklung von Süden nach Norden

Mit der Renaturierung des Flussraums und der Ausgestaltung des grosszügigen Erholungsraums zum vielfältig nutzbaren Park wird die Grundlage für die Besiedlung der ehemaligen Industrie-Insel zwischen Bahn und Birs geschaffen. Diese erfolgt schrittweise von Süden nach Norden. Gewerbe und Industrie und somit auch der interne Lastwagenverkehr ziehen sich entsprechend kontinuierlich Richtung Norden zurück.

Erst-, Zweit- und Drittbesiedler

Die dynamische Vorstrukturierung von Grünflächen, Baumstrukturen, Alleen und naturnaher Vegetation begleitet den Prozess der baulichen Entwicklung und schafft nachhaltig und vorausschauend grüne Substanz. Sie erzielt eine zeichenhafte Wirkung, die den Wandel des Areals vorwegnimmt, als stabiles Grundgerüst Bestand hat und aber auch flexibel auf zukünftige Veränderungen reagieren kann. Zwischennutzungen im Baubestand und im Freiraum sind Teil der Entwicklung. Räumliche Durchlässigkeiten werden durch ein geordnetes, feinmaschiges und langsamverkehrorientiertes Erschliessungsnetz mit adressbildenden Raumfolgen sichergestellt. Auf den einzelnen Baufeldern führen Hofräume eine halbprivate Ebene in kleinerem Masssstab ein. In diesen Binnenräumen werden atmosphärische Differenzen und Aufenthaltsqualitäten geschaffen und lageabhängig Vegetationsstrukturen in Form von Baumdächern, Strauchgruppen oder ruderalen Grünflächen eingefügt.

Virtuelle und reelle Spuren

Vereinzelte Gebäude, Schuppen oder die Industriegeleise erinnern an die frühere Nutzung. Ortsbildrelevante Gebäudefluchten werden erhalten. Belastete Standorte liegen ausschliesslich im südlichsten Arealteil. Entlang der Bahn ist zum Schutz vor nichtionisierender Strahlung ein Abstand von 13.5 Metern einzuhalten. Laut Lärmgutachten wird somit auch die Beeinträchtigungen durch Lärmimmissionen verhindert. Die Geometrie der Baufelder entspricht dem Fussabdruck der Industriehallen. Dem neuen Wohnquartier sind somit Erinnerungen an die industrielle Vergangenheit eingeschrieben, die auch unmittelbar auf den Ort Bezug nehmen.

Bewegungsräume und Verkehrsflüsse

Gestaltung und Dimension der Strassen-, Gassen- und Platzräume orientieren sich am Fussgänger und der Velofahrerin. Sie gewährleisten die feinmaschige Erschliessung des Quartiers für Bewohnerinnen und Besucher und sind zugleich nachbarschaftlicher Aufenthaltsort. Der Drehscheibenplatz wird zum grössten Freiraum innerhalb der Gebäudestruktur. Der Durchgangsverkehr wird entlang der Bahngeleise am Quartier vorbei geführt und in das übergeordnete Verkehrsnetz eingebunden.

Ausnützung und Geschossfläche

Gleichmässig über das Areal verteilte, mehrheitlich 5-geschossige Gebäude generieren rund 130'000m2 Geschossfläche. Die Konzentration von 7- bis 12-geschossigen Gebäuden auf langen schmalen Parzellen mit einer AZ von 2.5 am Birsraum ergänzt mit mehrheitlich bis zu 3-geschossigen Gebäuden auf den Baufeldern mit einer AZ von 1.0 im Zentrum ermöglicht eine leichte Steigerung der gesamthaft resultierenden Geschossfläche auf 145'000m2, sowie das Ausscheiden eines grosszügigen, ausnützungsfreien Uferparks. Die Baufelder entsprechen den minimalen Entwicklungsetappen. Innerhalb der Felder ist auch eine kleinteilige Parzellenstruktur denkbar, dies ermöglicht deren Entwicklung durch verschiedene Trägerschaften.

Urbane Nomaden und Dorfgemeinschaft

Private und öffentliche Trägerschaften entwickeln, bauen und bewirtschaften im Baurecht oder durch Kauf erworbene Parzellen. Sie verpflichten sich, im Ostteil niedriggeschossige und hochverdichtete Siedlungsteppiche zu realisieren, welche zusammen mit dem Aussenraum, den Strassen, Wegen, Gassen, Gärten und Plätzen ein verwobenes Ganzes bilden. Zeitgemässe Entwicklungen zeigen bereits heute auf, wie siedlungsinterne, aber kollektiv nutzbare Räume, z.B. Bistros, Clubräume, etc., welche ca. 10% der gesamten Geschossfläche aufweisen und als Ventil oder zur Kompensation der privaten Wohnfläche dienen, ebenfalls zu einer lebendigen, nicht nur dem Wohnen dienenden Quartierentwicklung beitragen. Diese werden von den jeweiligen Bauträgern betrieben und müssen nicht über den existierenden Markt vermietet werden. Der lange 7- bis 12-geschossige mäandrierende Baukörper des Westteils wird ebenfalls von unterschiedlichen Trägerschaften entwickelt. Zweiseitig orientierte Geschosswohnungen im mittleren Preissegment mit einem hohen Anteil an Kleinwohnungen bedienen aktuelle Wohnbedürfnisse und bilden eine Ergänzung zur kleinteiligen Siedlungsstruktur im Ostteil.

Städtisches Dorf - dörfliche Stadt

Zwei unterschiedliche Siedlungstypologien ergänzen sich. Die niedrige, kleinteilige Bebauung bietet Einfamilienhausqualitäten wie der vom öffentlichen Raum erschlossene Zugang zu den eigenen vier Wänden und direkt an die Wohnräume anschliessende private Aussenräume. Das dichte System von in sich geschlossenen Einheiten, lebt von den inneren Siedlungsqualitäten. Für die Wohnungen in der Zeile am Park hingegen sind die äusseren Qualitäten, der weite Ausblick und die Lage am Birspark prägend. Das neue Quartier ist somit nicht zwischen Stadt und Land sondern sowohl als auch!