Skip to main content

02.01 / Bürogebäude Stellwerk, Winterthur

Fertigstellung 2010

Planungsteam
Auftraggeber – Schweizerische Bundesbahnen SBB
Architektur – agps architecture ltd. / Wettbewerb: Marc Angélil, Hanspeter Oester, Reto Pfenninger, Manuel Scholl (PV), Rolf Jenni / Projekt: Roger Naegeli (PL), Hanspeter Oester (PV), Dario Papalo
Kunst – Blanca Blarer
Kosten und Bauleitung – GMS Partner AG
Tragwerk – APT Ingenieure GmbH
Gebäudetechnik – Amstein + Walthert AG
Spezialisten – BAKUS Bauphysik & Akustik GmbH, Stäger+Nägeli Fassadenplanung, Braun Brandsicherheit AG, Lötscher Visuelle Kommunikation
Fotografie – Reinhard Zimmermann

Projektbeschrieb

Das halbe Geschoss

Im städtischen Raum finden bisweilen eigenartige Transformationen statt. So kann es vorkommen, dass eine Milchrampe allmählich virtuell wird oder ein Veloparkplatz plötzlich im Untergrund verschwindet. Nördlich des historischen Bahnhofgebäudes streckt sich am Ort dieser Ereignisse nun ein sechsgeschossiges Geschäftshaus in die Länge. Es sitzt auf einer geräumigen Velostation, in der Winterthurs Velofahrende direkten Anschluss an die Bahn finden. Der mächtigen Bahnhofsfassade von 1860 mit ihrem Mittelrisalit und Kuppeltürmchen antwortet nun also von Norden das Stellwerk RailCity  – mit horizontal gestapelter, vor- und zurück springender Kontur – optisch an Sockel, Fries und Traufe des Bahnhofsgebäudes anschliessend. Die Fassade ist in differenzierten Silbertönen und warmen Grau- bis Schwarztönen gehalten, die sich je nach Tageszeit und Wetter merklich verändern. Über einem breiten dunklen Kämpferband – ist es ein halbes Geschoss? – sind zwei Obergeschosse in Silber gesetzt, welche vom dritten, leicht zurückversetzten Geschoss in Anthrazit abgeschlossen werden. Aufgesetzt als eigenständiger Körper kragen zwei in leichtem Goldton schimmernde Geschosse markant über die Fassade aus – versetzt, frei. Sie fassen den Bahnhofplatz räumlich gegen Norden und bringen ihn in Form. In einer Gegenbewegung schiebt sich das Kämpferband, nun als Vordach, gegen Süden wie eine schützende Hand über die Treppe der Gleisunterführung. An der Längsseite dieses Vordaches, genau über dem Treppenabgang, stellt sich überraschend die architektonische Ordnung leise in Frage, denn fünfzehn schmale Metallfransen scheinen sich selbstständig gemacht zu haben und im Fahrtwind der durchfahrenden Züge zu flattern. Die Installation der Zürcher Künstlerin Blanca Blarer ist nach dem Verschwinden der Milchrampe vielleicht schon ein erstes Anzeichen für einen neuen öffentlichen Ort – oder anders gesagt – eine einladende Geste zur Gründung eines neuen Treffpunkts.